Der «Fall Mügeln» hat im Sommer 2007 internationales Aufsehen erregt: Ein rassistischer Mob soll in der Nacht des 17. auf den 18. August eine Gruppe Mitfeiernder, die er als «fremd» definiert hatte, nach einem Stadtfest über den Marktplatz in Mügeln gehetzt und eine von diesen als Fluchtort genutzte Pizzeria gestürmt haben. Nur das Eingreifen der Polizei konnte offenbar Lynchjustiz verhindern. Die Schockwelle dieses Ereignisses beschäftigte wochenlang die Medien und veranlasste manche Politiker, die Einleitung eines neuen NPD-Verbotsverfahrens zu fordern.
Britta Schellenberg legt nun eine vielschichtige Analyse zu den Ereignissen vor. Sie handelt von institutionellem Rassismus, der Schwäche und Schwächung demokratischer Kultur und der Durchsetzung rassistischer und demokratiefeindlicher Zustände in einem lokalen Raum. Die Autorin zeichnet Ursachen, Umrisse und Wirkweise institutionellen Rassismus´ überzeugend nach.
Die Analyse des Falls Mügeln zeigt aber auch, dass trotz vorgeprägter Deutungsmuster und Vorurteilsstrukturen, institutionellen Zwängen, politischen Rechtfertigungszwängen, medialen Zuspitzungen und Vereinfachungen letztlich konkrete Menschen in einer bestimmten Situation entscheiden, ob sich demokratische und menschenrechtliche Werte durchsetzen oder die Handlungsmöglichkeiten der extremen Rechten wachsen. Dieses Buch kann dafür das Verständnis und die Einsicht schärfen.
Weiterdenken hat mit dieser Publikation die Möglichkeit, seine Diskussionsbeiträge zur demokratischen Kultur in Sachsen um einen sehr konkreten, beispielhaften und wichtigen Aspekt zu erweitern.